Vor einiger Zeit habe ich wieder mit dem regelmäßigen Laufen angefangen. Ich war noch nie Profi darin. Hass-Liebe trifft es wohl eher. Auch würde ich mich nicht als Läuferin bezeichnen. Da so viele um mich herum das Laufen und seine positive Wirkung lieben, deklarierte ich das Ziel, mich auch „Läuferin“ nennen zu können.
Als ich eben wieder gelaufen bin, trafen mich gleich mehrere Erkenntnis, die aufs Leben und meine aktuelle Situation übertragbar sind: die für den Anfang definierten dreizig Minuten sollten nämlich, so schnell wie möglich, vorbeigehen. Mein Ego war gedanklich schon am Ende, dabei hat die Running App noch nicht mal 5min angesagt. Nach dem Motto, „je schneller ich renne, desto schneller geht die Zeit vorbei.“ Interessanter Gedankengang vom Ego, aber so funktioniert es leider nicht. Nicht beim Laufen, nicht im Leben. Neue Dinge im Leben sind vergleichbar mit einem Marathon und kein Sprint. Geduld ist hier der beste Begleiter. 30min sind nun mal eine halbe Stunde und nicht kürzer, nur weil ich schneller mache.
Das Grass wächst nicht schneller, wenn man dran zieht. Afrikanisches Sprichwort
Noch etwas wurde mir beim Laufen wieder klar, dass aufs Leben übertragbar ist. Ich war nicht im Hier und Jetzt. Mein Ego wollte „Schnell-schnell“, aber erstens, schaffen die Füße das noch gar nicht und zweitens wird das Laufen durch diese Herangehensweise anstrengend, spaßbefreit und es kommen körperliche Erscheinungen auf wie z. B. Seitenstechen. Mit jedem Schritt sehnt mein Verstand das Ende herbei, anstatt das Laufen zu genießen.
Jeder Meditationslehrer beschreibt das Phänomen, dass in der Zukunft verhaftete Gedanken, Schmerzen und Traurigkeit erzeugen. Ein Mangelgefühl kommt auf. Gleiches trifft zu, wenn man mit seinen Gedanken in der Vergangenheit ist. Das Leben spielt sich im Hier und Jetzt ab. In diesem einen Moment laufen die Beine (quasi von selber), die Arme bewegen sich kraftvoll vor und zurück, die Atmung geht schneller, die Musik belebt die mentale Stimmung und Motivation. Wenn ich mir vornehme, mich in der Situation wahrzunehmen, in der so viele Abläufe parallel passieren, ich mich dabei beobachte, wie ich Laufe, und überprüfe, ob es meinem Körper geht, wie es mir an sich geht, dann habe ich sogar zwei wichtige Lektionen verstanden:
a) bewusst in dem einzigen wahren Moment zu sein, der gerade existiert und
b) aufmerksam den Weg hin zu einer Läuferin zu erleben.
Alle wollen etwas sein, aber keiner will etwas werden. Norbert Elgert – U19 Trainer bei Schalke 04 | Buch „Gib alles, nur nie auf.“
Im Gegensatz zu der Variante „schnell fertig werden zu wollen“, enthält die achtsame und bewusste Art und Weise sehr viel mehr Reichtum des Lebens in sich und man hat wahrhaftig mitbekommen, wie man jemand/ etwas geworden ist. Oder aufs Leben übertragen, das Ziel erreicht hat, was man sich vorgenommen hat.
I’ve missed more than 9000 shots in my career. I’ve lost almost 300 games. 26 times, I’ve been trusted to take the game winning shot and missed. I’ve failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. Michael Jordan
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