Jeder von uns kennt die Weisheit „Der Optimist sieht das Glas halb voll, für den Pessimist ist es halb leer.“ Eine andere Perspektive auf das gleiche Thema ist die, einen unbekannten Weg entweder in Angst oder im Vertrauen zu beschreiten. Dritte Variante selbiger Lebensweisheit: wenn du springst, kannst du fliegen oder fallen. Es ist deine Entscheidung, mit welcher inneren Haltung du das Neue, also das dir bislang Unbekannte, beschreitest. Fakt jedoch ist: du wirst den dir unerforschten Weg gehen „müssen“, wenn du an dein Ziel kommen willst oder wenn dich das Leben auf den Weg geschubst hat. Manchmal ist es eine aktive Entscheidung hin zur Veränderung und manchmal wird man unverhofft vor neue Herausforderungen gestellt. Bei beidem obliegt es dir, ob du es dir schwer oder leicht machen möchtest, und das heißt nicht, dass es immer leicht sein wird, wenn du wählst, dass es leicht gehen soll. Aber es wird beträchtlichen Einfluss auf deine Einstellung haben, sobald dir Steinen auf dem Weg oder Umleitungen entlang der Route begegnen.
Vor genau einem Jahr habe ich an einem Coaching-Wochenende teilgenommen, bei dem die Teilnehmer neu gewählte innere Überzeugungen und somit die neu definierte Absicht für ihr Leben gleich mal in die Tat umsetzen und am eigenen Körper erfahren sollten. Das heißt, was kognitiv beschlossen wurde, sollte in Union mit dem Körper getan werden. Der ist ja schließlich mit von der Partie und muss ebenso in den neuen Lebensplan eingeweiht werden. Allgemein ging es darum im Vertrauen für sein Ziel zu sein, seiner festgelegten Absicht zu folgen und sich somit bereit dafür zu machen, aus der eigenen Komfortzone auszutreten. Man könnte es auch so formulieren: auf dem Weg zur Erfüllung deines Wunsches oder dem Erreichen deines Zieles werden unkalkulierbare Situationen aufkommen. Bist du bereit sie zu überstehen? Egal was passiert, um dein Ziel zu erreichen? Vertraust du dir, deinen Fähigkeiten und siehst deine bisherigen Erfolge als Mutmacher für alles Zukünftige an? Übrigens, keine Sorge, wir sind nicht über heiße Kohlen gelaufen.
The secret of change is to focus all of your energy, not on fighting the old, but on building the new. Socrates
Dreh- und Angelpunkt im Leben ist es, zu wachsen und dabei zu lernen, das Unbekannte nicht abzulehnen, sondern es neugierig zu betrachten und sich darauf einzulassen. Welcher Typ man(n)/ frau ist, hängt von unzähligen Faktoren ab. Um nur ein paar zu nennen: die Erziehung durch Mutter und Vater, alleinerziehend oder als Ehepaar (natürlich spielt deren eigene Geschichte ebenso eine Rolle und prägt die Erziehung der eigenen Kinder), Geschwister oder Einzelkind, Großeltern, die erweiterte Familie, angeborene Persönlichkeit, die gemachten Erfahrungen im Leben, Männer-Frauen-Erlebnisse, Freunde, Erzieher, Job, Partner etc. Aus all diesen Faktoren entstehen unsere inneren Überzeugungen, welche im Unbewussten leben und uns im Autopilot agieren lassen. Kommt der Moment, an dem man Neues erreichen will, Träume Realität werden lassen möchte oder es vielleicht auch satt hat, immer die gleichen frustrierenden Schleifen zu drehen, braucht es funktionale, positive, Mutmachende und stärkende Überzeugungen. Achtsamkeit, Meditation und eine Offenheit für Reflexion können ein Weg sein, wie man blockierende, negative Glaubenssätze ans Licht befördert und sich somit ihrer bewusst macht. In Verbindung mit körperlicher Betätigung wird eigentlich sehr schnell deutlich, was man über sich denkt oder auch über andere… Sei es das erste Mal auf der Yogamatte, beim Joggen, Skifahren, auf dem Tennisplatz, dem Golfplatz, im Gym wo auch immer. Gedanken wie „Ich bin zu schwach, ich kann das nicht. Ich bin zu dick, zu klein, zu dumm dafür. Die anderen sind viel schneller und stärker. Die anderen können das einfach. Ich bin halt ein xxx.“ hat jeder von uns schon mal gehabt. Gerade bei aktiver Bewegung kann der innere Kommentator besonders auf Hochtouren laufen. An der Stelle kann ich nur wieder Yoga empfehlen, weil es mich gelehrt hat, nur auf meiner Matte zu bleiben. Das sagen die Yoga-Lehrer in jeder Stunde und es tut so gut, nicht darauf zu achten, was der Nachbar links und rechts von einem macht. Es geht ganz allein darum, bei sich selber zu bleiben und sich zu spüren. „Es ist deine Yoga-Praxis.“ Soweit wie ich komme, ist es genau richtig. Sich nicht vom Ego treiben zu lassen und in Wettstreit treten zu wollen, sondern zu spüren, was der Körper vermag heute (!) zu können und ihn nicht zu zwingen bzw. zu überfordern. Weder vom Lehrer, noch von den anderen Übenden gibt es nämlich Applaus und man selber holt sich vielleicht dabei noch eine Zerrung. Das Gefühl, auch mal etwas nicht zu machen, weil man auf sich achtet und es einfach heute nicht passt, ist ein Zeichen von Selbstliebe und guter Einschätzung seiner Selbst und seines Körpers. Am nächsten Tag kann die Asana (= Haltung) übrigens sehr wohl klappen oder nach ein paar Monaten kann man plötzlich etwas, wovon man vorher noch geträumt hatte. Und dann feiert man innerlich eine Party, weil man ab dann diese Asana machen kann. Ein großartiges Gefühl, welches auf ganz leisen Pfoten, demütig und mit einem breiten innerlichen und kleinen äußerlichen Lächeln daherkommt.
In Helm und Sicherheitsgurt gekleidet, stehe ich also auf dem Waldboden im Klettergarten. Mit jeder Stufe, die ich jetzt die Holzleiter hochgehe, halte ich mir meine neu gewählte Absicht vor Augen, um ein mir wichtiges Projekt im Leben zu erreichen. Auf dem 30m hohen Baum-Plateau angekommen, spüre ich eine gewisse Aufregung, Schmetterlinge im Bauch. Die Höhe war es nicht, die die Aufregung verursachte. Es war der Schritt und die Vorfreude hin zur Erfüllung meines Wunsches. Als wäre er schon zum Greifen nahe gewesen. Zwei Betreuer, die mit oben auf dem Plateau standen, kontrollierten nochmals das Seil, welches von Baum zu Baum gespannt war, den Sicherheitsgurt um meine Hüften und alle erforderlichen Sicherheitsmechanismen. Unten auf dem Boden standen zwei weitere Instrukteure, die einen nach dem Sprung in Empfang nahmen und wieder zu Boden ließen.
Lieber das bekannte Unglück, als das unbekannte Glück.Buch von Wilhard Becker, Ulrich Schaffer
Dann ging ich mit den Füßen bis an den Rand des Plateaus, meine Hände hielten das Seil fest und dann sollte ich meine Augen schließen. Vor dem Sprung galt es nochmal mein Wunschprojekt innerlich richtig lebendig werden zu lassen und die dafür neu gewählte, motivierende Überzeugung, die mich ab jetzt täglich begleiten wird, gut zu visualisieren. Das Gefühl sollte sich im gesamten Körper verteilen und deutlich spürbar sein. Tief einatmen. Ausatmen. Und dann einen Schritt mit geschlossenen Augen ins Nichts „gehen“. Und fliegen. Dieses Gefühl, aus der Imagination den Fuß in die Luft zu setzen, zu fallen, zu fliegen und einen kurzem Moment später vom Seil aufgefangen zu werden. Und sicher zu sein – während dem ganzen Prozess – war einmalig. Der Sprung sollte noch etwas verdeutlichen: nämlich, dass du im Leben immer sicher bist, auch wenn du etwas wagst. Dein Verstand sollte das ebenso erkennen. Teilnehmer, die bisher kein wahres Vertrauen ins Leben hatten, konnten hier die Erfahrung machen, dass sie sicher und beschützt auf ihrem Weg sind. Die alte inneren Überzeugung aufgeben, die sie immer wieder hat glauben lassen, dass es zu gefährlich sei, etwas Neues zu wagen. Im Leben geht es darum, Erfahrungen zu machen und zwar nicht stets die gleichen, sondern neue, auf dem Weg sich sein glückliches Leben zu erschaffen. Das Sammeln neuer Beweise dafür, dass man es kann und schafft, hilft einem, die neuen Aufgabe und Ziele zu meistern. So bleibt der Geist immer in Bewegung 😉
Lies weiter in der Fortsetzung: Teil 2 „Deine Wahl: Fallen oder Fliegen“
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