Da sein, wenn es drauf ankommt
Alles beginnt im Kopf.
Meine Gedanken bestimmen meine Emotionen.
Meine Emotionen beeinflussen meine Entscheidungen.
Sich seine unbewussten Gewohnheiten und Verhaltensmuster bewusst zu machen, ist ein entscheidender Schritt hin zu neuen Ergebnissen und zum Erreichen seiner Ziele. In persönlich herausfordernden Situationen – Spielniederlagen, Verletzungen, Karriereknick, zwischenmenschliche Auseinandersetzungen, unvorhergesehenen Ereignissen, um nur ein paar zu nennen – wird der Wunsch nach einer Lösung meist besonders deutlich.
Im Bereich der Athletik- und Leistungsfähigkeit sowie der Medizin gilt es als professionell, Experten aus den jeweiligen Gebieten zu beauftragen, damit Spieler die optimale körperliche Leistung erbringen können. Möchte man alle verfügbaren Ressourcen nutzen, dann sollte die mentale Ressource zu einem wesentlichen Teil des Portfolios werden. Um das Ziel aller Beteiligten erreichen zu können – der Beste auf dem Platz zu sein und Siege einzufahren – bedarf es eines Plans, der immer größer werdenden physischen und psychischen Belastungen Herr zu werden. Nachhaltig und auf eine gesunde Weise.
Coaching und Supervision geben einem Spieler die Gelegenheit, in vertrauensvollem und professionellem Rahmen Dinge anzusprechen, die ihn beschäftigen - mögen sie beruflichen, privaten oder persönlichen Ursprungs sein. Er bekommt die Möglichkeit zu reden, etwas loszulassen, Klarheit in die Gedanken zu bekommen und anschließend mit neuer Sichtweise die Dinge wieder angehen zu können. Die Vielfalt der Themen, die Anlass zum Gespräch geben können, sind so individuell wie der menschliche Charaktertyp unter Betrachtung seiner momentanen Spiel-, Karriere- und Lebensphase. Grundsätzlich kann man sagen, gibt es zwei Motivationen: Veränderung (= weg von) oder die Erreichung eines Ziels (= hin zu). Beides setzt die Bereitschaft für inneres Wachstum voraus, welches gleichzeitig auch das Ergebnis sein wird.
Was einen im Kopf beschäftigt, kann früher oder später verhindern, in dem entscheidenden Moment präsent zu sein. Da Problem bekanntlich nicht von selber verschwinden, gilt es, sie anzuschauen, anzuerkennen, neu zu wählen, eine Entscheidung zu treffen und vorwärts zu gehen. Wie auch im Athletikbereich braucht es tägliche Arbeit, um ein stabiles und gesundes Bewusstsein über sich und seine Fähigkeiten zu etablieren.
Was ist unter „Persönlichkeitsentwicklung“ zu verstehen?
Bei dem konstanten Performance-Druck und einer Kadergröße von 20 bis 30 Mann, bleibt im täglichen Miteinander oft kaum Zeit, sich bewusst zu machen, dass jeder Mensch einzigartig in seiner Persönlichkeit, seinen Erfahrungen und Fähigkeiten ist. Hinzu kommen dann noch Themen wie die jeweilige Motivation des Einzelnen und sein tiefliegender innerer Antreiber. Um gemeinsam Ziele zu erreichen, ist die Einnahme dieser Sichtweise jedoch entscheidend, denn mein Gesagtes, muss beim Gegenüber nicht genau so ankommen, wie ich es meine, oder gar das auslösen, was ich beabsichtige.
Von klein auf bilden wir unsere ganz eigene individuelle Wahrnehmung der Realität, die durch Eltern, Familie, Umgebung, Schule, Freunde etc. geprägt wird. Man kann sagen, jeder Mensch trägt entsprechend seiner persönlichen Erfahrungen eine eigens gefärbte Brille auf der Nase. Dazu kommt die Tatsache, dass jeder Mensch seinen eigenen Charakter von Geburt an mitbringt. So passiert es auch, dass zwei Geschwister die gleichen Erfahrungen in der Familie machen, und sie dennoch unterschiedlich erleben und wiedergeben.
Aufgrund der genannten Parameter entwickeln sich Glaubensmuster aus den Erlebnissen, die sich über die kommenden Jahre festigen. Diese inneren Überzeugungen können in manchen Situationen positiv und motivierend sein oder eben auch negativ und blockierend. Beispiel: Je nach Charakter kann der Blick auf die Ereignisse im Leben kritisch und gefährlich sein, oder optimistisch, voller Möglichkeiten und Abenteuer. Fremden Menschen gegenüber ist man per se misstrauisch oder neugierig und offen eingestellt.
Entscheidend hierbei sind jene Überzeugungen, die man über sich selber gefällt hat. Was denke ich wirklich über mich? Bin ich schnell, stark und der Beste oder denke ich eher über mich, ich sei zu langsam, zu klein, zu schwach, nicht gut genug…? Wer bin ich? Was kann ich? Hier kommt Persönlichkeitsentwicklung ins Spiel.
Benefits – was verändert sich durch Persönlichkeitsentwicklung?
Coaching für Persönliche Entwicklung ist eine Möglichkeit, sich besser zu erkennen, zu wissen, wie man „tickt“, mit seinen menschlichen Stärken, seinen individuellen Eigenheiten, seinem Potenzial, der eigenen Lebensgeschichte (= „own your story“), die immer ein Schatz birgt, für sich selber als Individuum und fürs Kollektiv. Durch u.a. die Transformation blockierender Verhaltensmuster und Glaubenssätze entsteht neuer persönlicher Handlungsspielraum. Dinge, die vorher nicht klappen wollten oder nur mit höchster Anstrengung, lassen sich plötzlich mit Leichtigkeit und sogar mit Freude bewältigen. Aus Spiralen, die man immer wieder gedreht hat, kann man endlich aussteigen und neue Entscheidungen treffen.
Durch Selbsterkenntnis hin zur Selbstführung
Durch die Selbsterkenntnis kommt man
Ins Bewusstsein über die eigenen Stärken, Ressourcen, Fähigkeiten, Potenziale
In die Selbstverantwortung, Ausrichtung, Handeln bzgl. seines Weges und seiner Ziele
Auf eine neue Entwicklungsstufe, um größere Herausforderungen angehen zu können
Automatisch werden davon positiv beeinflusst:
Zwischenmenschliche Beziehungen beruflich und privat
Kommunikation mit sich selber und dem Umfeld
Persönliche Kompetenz, Authentizität, wahres inneres Selbstbewusstsein
Was macht ein Coach und wie läuft die Zusammenarbeit ab?
Gleich vorweg - ein Coach sagt einem nicht, was zu tun ist. Er „kriecht auch nicht in den Kopf des Menschen“. Durch Fragen und Anregungen unterstützt der Coach die betreffende Person darin, neue Sichtweisen einzunehmen und die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Die Medaille hat nun mal zwei Seiten. Alles hat Konsequenzen und einen Preis. Oft wollen wir genau das nicht wahrhaben, jedoch ist das der erste Schritt hin zur Eigenverantwortung. Im Coaching erlernt man Tools, um sich selber durchs Leben navigieren zu können.
Die gemeinsame Coaching-Arbeit beginnt mit der hundertprozentigen Entscheidung für persönliches, inneres Wachstum, denn genau deshalb begegnen uns Herausforderungen im Leben. 100% commitment und der eigene Antrieb.
Entscheidend dabei ist auch, sich vor Augen zu führen, dass die Arbeit einen Anfang und ein Ende hat, der Weg dazwischen ist jedoch nicht gesteuert und kann nicht mit Druck kontrolliert werden, weder vom Coach noch vom Klienten. Das erfordert Mut und eine Offenheit für neue Perspektiven, Wege und „Wahrheiten“. Denn um es hier nochmal zu wiederholen: die eingeprägten Muster und Glaubenssätze haben ja zu unerwünschten Ergebnissen geführt, die man mittels der Coaching-Arbeit verändern möchte. Ergo braucht es die Neugier, den Willen und das Vertrauen, neue Erfahrungen machen zu dürfen. Kurz gesagt, die jetzigen Ergebnisse haben zur momentanen Situation geführt. Mit der bisherigen Einstellung waren neue Ergebnis nicht möglich. Das heißt, ich muss an meine alte Einstellung ran und diese verändern, um neue Ergebnisse zu erzielen.
Der Coach begleitet also den Prozess und unterstützt die Person dabei
sich zu reflektieren in ihrer persönlichen Eigenheit
neue Zugangswege zu sehen, wo vorher nur geschlossene Türen waren
neue Handlungsmöglichkeiten zu erkennen und umzusetzen
die eigenen Ressourcen, Stärken, Fähigkeiten zu aktivieren, um sie für die Erreichung der gesetzten Ziele zu nutzen
„Ich kann das auch alleine“
Vielleicht ist bei dem einen oder anderen jetzt trotzdem noch der innere Kritiker aktiv, der sagt: „Ich kann das auch alleine. Ich brauche keinen, der mir hilft.“ Dann wäre meine Antwort: „Wie viel Zeit hast du in deinem Leben?“, um zu erkennen, dass du den blinden Punkt in deinem System nicht alleine finden wirst, denn sonst wäre er ja sichtbar. Wir Menschen sind neurologisch miteinander verbunden und sind uns gegenseitig ein Spiegel.
Die Worte oder das Verhalten eines anderen machen etwas mit mir, weil es etwas mit mir zu tun hat, nicht mit dem anderen. Er triggert etwas unbewusst Liegendes in mir und meine Aufgabe ist es, dies anzuschauen - besonders dann, wenn es Wut, Ärger, Trauer hochbringt.
Ganz automatisch kommt der Moment, in dem man sich wertvolles Wissen mittels Büchern, Filmen, Podcasts, Online-Seminaren u.v.m. aneignet. Das gehört zum Prozess und ist sehr zu empfehlen.
Ein außenstehender, erfahrener Coach hat zusätzlich nochmal andere Möglichkeiten, Dinge aufzuzeigen, die man selber nicht sieht. Autodidaktisch zu denken und zu arbeiten erfordert viel Disziplin. Ebenso, wie die Fähigkeiten, dranzubleiben und sich selber die Wahrheit zu sagen, auch wenn man sie nicht hören will. Es kann einfach schwierig sein, auf neue Ergebnisse zu kommen, mit alten Gedanken. Wie eingangs beschrieben, geht es darum die Brillengläser auszutauschen und sich neue zuzulegen, um neue erfolgreiche, positive Erfahrungen machen zu können. Außerdem spielt einem das Gehirn bei inneren Veränderungsprozessen leider gerne einen Streich. Um den Menschen in Sicherheit zu wissen, auch als Komfortzone bekannt, sendet es Hormone aus, die in folgenden Gedanken laut werden „So schlimm ist es eigentlich gar nicht. Das wird schon.“.
Übrigens könnte man diese Sichtweise „Ich schaffe das allein“ gleich untersuchen. Warum denke ich, es immer alleine schaffen zu wollen oder zu müssen? Wozu will ich es alleine schaffen? Was möchte ich damit beweisen? Die andere Seite der Medaille könnte sein: Ich darf Unterstützung annehmen UND bin gleichzeitig ok, so wie ich bin. Ich mache es mir leicht, anstatt schwer und zäh, und hole mir einen Experten zur Seite, um meine Ziele zu erreichen.
"Probleme lassen sich nicht mit den Denkweisen lösen, die zu ihnen geführt haben." Albert Einstein
Erschienen im "Fußballtrainer Magazin" (11. Ausgabe 2020) - download
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