Ich liebe dich – Worte, in denen sehr viele Gefühle drinnen stecken. Eine Person spricht sie aus, in dem sie es zu einer anderen sagt, und möchte damit ihre Gefühle der betreffenden Person gegenüber zum Ausdruck bringen. Wie die empfangende Person besagte Botschaft erhält, versteht und aufnimmt, das mag sich sehr von der ursprünglich ausgesendeten Botschaft unterscheiden. In der Kommunikationspsychologie gibt es das Grundmodel zwischenmenschlicher Kommunikation von Friedemann Schulz von Thun. Es besagt, dass jede Nachricht einen Sachinhalt (1) hat sowie eine Beziehung (2), Selbstoffenbarung (3) und Appell (4) enthält. Was der Absender sagt, wird vom Empfänger wiederum sehr individuell verstanden, weil seine Ohren ihre eigene Verarbeitungsmatrix von Informationen und Gesagtem haben. Das bedeutet: die Person, die die Nachricht hört, könnte zum Beispiel dem Appell mehr Bedeutung beimessen, als dem eigentlichen Sachinhalt. Was also aus dem Mund des Absenders rauskommt und was bei den Ohren des Empfängers reingeht, kann Welten auseinander liegen. Woran das liegen kann? Neben vielen Faktoren (dazu gehören übrigens auch die Art & Weise wie man kommuniziert, sagt man es konzentriert und denkt nach, was man sagen möchte? Oder sagt man es ganz Generation Z-like per What’s app, Sprachnachricht, Telefon, während dem Parken, Tanken, beim Bäcker, coffee to go Bestellung? Yes, wir sind ja Multitasking) möchte ich auf folgenden Fakt eingehen: nämlich das es unter anderem am Selbstbild liegt, welches wir von uns haben, unseren Glaubenssätzen über uns sowie über andere Menschen, das Leben und was wir uns selber erlauben, das möglich sein darf, was uns widerfährt.
Liebe in Partnerschaft
In den Schlusstagen einer früheren Beziehung flogen von beiden Seiten mal die Worte „Ich kann deine Liebe nicht fühlen.“ Die Selbstoffenbarung, die in den Worten verborgen lag, nämlich „ich möchte geliebt werden, ich fühle mich ungeliebt“ fand kein Gehör. Stattdessen wurde der vermeintliche Appel abgehandelt „Du kannst das nicht. Du kriegst es nicht mal hin, dass ich mich geliebt fühle! Du strengst dich nicht genug an. Du musst mehr machen.“ Die Erkenntnis darüber, was hier voller Schmerz und gegenseitiger Verletzung geschehen war, offenbarte sich mir erst gewisse Zeit später. In Beziehungsstreits können zwei Menschen darum kämpfen, gesehen zu werden, so wie sie sind, mit allem, was sie ausmacht, Schatten- und Sonnenseiten, allem was sie getan haben, damit es funktioniert. Alte, innere Verletzungen werden durch solche Aktionen bei jedem ans Licht befördert, die vorher im Dunklen schlummerten, weil sie nicht ausgeheilt waren. Es ist wirklich paradox, wie man mit „neuen“ Menschen, alten Schmerz – unbewusst – thematisiert und zuvor noch dachte, der Schmerz sei vorbei, denn es lag ja am „alten“ Menschen. Nein, tut er nicht, er liegt in einem selber und er will gesehen werden. Wenn wir unseren Schmerz nicht heilen, werden wir viele Menschen, die in unser Leben kommen werden, verletzen, obwohl sie es nicht verdient haben. Und sie wiederum werden diesen Schmerz aus der Beziehung dann weitergeben. Hurt people, hurt people. Daher liegt es an einem selber, diese Kette zu unterbrechen. Nicht nur für die anderen, sondern für den eigenen Frieden und die Liebe, die man ja letztendlich leben will, für einen selber und die Menschen, um einen, die man liebt.
Es zusammenbringen
Wie bei allem, gibt es auch hier nicht den einen Zaubertrank, sondern es ist eine Mischung aus diversen Helferlein für die innere Kindheilung, Verarbeitung alter Beziehungen und der Überprüfung der eigenen Meinung über Männer, Frauen, Beziehungen UND für die Selbstliebe. Im Nachfolgenden möchte ich ein paar Empfehlungen aussprechen, die in Ergänzung voneinander für mich sehr wertvoll und heilend waren:
Einigen bestimmt bereits bekannt, weil ihre Bücher und Erkenntnisse wirklich wunderbar und aufschlussreich sind. – Stefanie Stahl | Das Kind in dir muss Heimat finden.
Zum Anhören hier ein Podcast von Laura Malina Seiler mit Stefanie Stahl
Durch Jack Kornfield habe ich gelernt, dass es drei Wege der Vergebung gibt: a) sich zu vergeben, was man dem anderen für Verletzungen bewusst & unbewusst zugeführt hat, b) sich zu vergeben, was man sich selber angetan hat (z. B. zu lange in einer ausweglosen Situation verharren) und c) dem anderen zu vergeben, was er einem angetan hat. Das ist wirklich eine ganz powervolle, befreiende Maßnahme, die anschließend inneren Frieden und Mitgefühl einem selber bringt, als auch im Umgang mit diesem Menschen. Diese Vergebungsmeditation kann überall angewendet werden, nicht nur in Beziehungen, sondern auch bei Familie, Freundschaften, Chefs, Kollegen, Eltern, Geschwistern. Sie braucht jedoch Zeit. Hier sollte kein Druck und Muss aufgebaut werden, da es ein Prozess ist. Feingefühl und ein liebevoller Umgang mit sich selber sind angebracht. Jack Kornfield | The Beginner’s Guide to Forgiveness (Hörbuch)
Folgendes Buch ist so liebevoll – aus eigener Erfahrung heraus – geschrieben und zeigt dabei einige Möglichkeiten auf, gut mit sich umzugehen, Selbstliebe zu entwickeln und zu leben. Alles fängt bei einem selber an. Eva Maria Zurhort | Liebe kann alles
Um neue Ziele im Leben zu erreichen, muss man alte Überzeugungen loslassen, weil sie für eine alte, subjektive Wahrheit stehen. Einen neuen/ anderen Blick auf die Dinge liefert dieses Buch, welches u.a. ganz großartig darstellt, was eine Information ist und wie wir dazu tendieren, sie unbewusst mit Gefühlen anzureichern. Und genau, hier wird es interessant…. Ichiro Kishimi & Fumitake Koga | Du musst nicht von allen gemocht werden
Neben dem Lesen, gilt für Mann und Frau, finde heraus, was dir gut tut und was dich auf dem Weg unterstützt. Leiste dir eine Massage, gemütliche Kleidung, gesundes & leckeres Essen, Blumen für die Mädels. Probier dich aus und finde Inspiration.
Familien-Liebe
Die Menschen zeigen ihre Liebe auf ihre Weise, und das muss nicht auf die selbe Art & Weise geschehen, wie man es sich in seinem tiefsten Inneren wünscht. Und doch ist ihre Liebe wahrhaftig. Sie geben das, was sie geben können, wie sie es selber erfahren und gelernt und sich abgeschaut haben. Sie haben es so gut gemacht, wie sie konnten, denn sonst hätten sie es besser gemacht. Im Verlauf der eigenen Heilung wird es Momente geben, in denen man erkennt, das man Liebe und Zuneigung von jemandem aus der Familie möchte, sie aber nicht bekommen wird, vielleicht, weil die andere Person einfach nicht kann. (Es lässt sich fast alles auf die Familie zurückführen, weil sie meist die wichtigsten Bezugspersonen von Kleinauf waren.) Ja, es ist eine schmerzhafte Wahrheit und diese auszuhalten tut weh. Irgendwann im Verlauf der Zeit wird man aber akzeptieren, dass man emotional nicht bekommt, was man sich erwünscht. Denn der andere Mensch hat ebenso seine Geschichte. Außerdem, in seiner Welt, und jetzt kommen wir wieder zum Ausgangspunkt, hat dieser Mensch alles in seiner Macht mögliche getan, seine Liebe zu zeigen und zu beweisen. Es mag möglicherweise bei dir nicht so angekommen sein, aber genau deshalb kann man im Verlauf der Zeit den Blick auf die Vergangenheit verändern und anschauen, was die betreffende Person sehr wohl für einen als Kind getan hat und welche Story er selber mitbringt, das er so ist.
Wenn man sich auf den Weg hin zur inneren Heilung macht, arbeitet man immer wieder mit einem Teil in sich, der sich nicht geliebt fühlt. Man fühlt sich einfach sehr ungeliebt, vielleicht sogar nicht liebenswert. Jener Glaubenssatz kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Treffen in einer Beziehung dann zwei Menschen aufeinander mit diesem Glaubenssatz, werden sie für Beweise in der Beziehung suchen bzw. sie regelrecht erschaffen, die sie „nicht liebenswert“ sein lassen. Da sie von sich selber zutiefst glauben, dass sie nicht liebenswert sind, kann es passieren, dass man eine Beziehung unbewusst zerstört, weil es nicht sein kann, dass man liebenswert ist. Schaut man dann auf die Scherben der Partnerschaft, hat man seinen Beweis. Paradox, i know.
* Kindheitstraumata sind ein sehr sensibles Thema und ganz individuell. Wenn du dich diesem Thema näher widmen möchtest, empfehle ich dir eine persönliche Begleitung. Das hier beschriebene entspricht eigenen Erfahrungen und meinem Heilungsweg. Ich bin keine ausgebildete Therapeutin oder Psychologin, daher wende dich bitte an eine vertrauensvolle Unterstützung.
Hoffnung ist aber bereits da, man muss nur hinsehen. Das Leben wird einem alles Nötige zukommen lassen, in anderer Form und in anderen Menschen. Und ja, es wird vielleicht nicht von den Menschen sein, von denen man es sich am meisten erhofft. Sei offen, wenn das Leben es dir auf andere Weise sagen will „Du bist geliebt“. Nur weil die Menschen um dich, es dir nicht so sagen können, heißt es nicht, dass sie dich nicht lieben. Es mag für dich nicht genug oder glaubwürdig sein, aber sie lieben dich. Und du musst daran fest glauben und es zulassen, dass du geliebt bist, so wie du bist. Hör auf, beweisen zu wollen, dass du nicht liebenswert bist. Denn jeder ist liebenswert und auch du. Sei dankbar für die Liebe, die dir gegeben wird, und nimm sie an. Du bist geliebt. Du musst es glauben.
Spannende Übung zur Selbsterfahrung
Sag den Menschen, um dich herum „Ich liebe dich“ und schau, was es mit dir macht. Der eine sagt diese Worte nur zum Partner. Andere gehen ganz großzügig damit um und sagen sie den Eltern, Großeltern, guten Freunden und besonderen Menschen. Ach ja, und manche sagen es auch nicht, weil es der andere ja weiß, dass es so ist. Da muss man es ja nicht sagen…. Ähm, nope. Nicht etwa „Ich hab dich lieb“, sondern die wahrhaftigen, puren Worte. Probier‘ es mal aus, wie leicht es dir von den Lippen geht und wem gegenüber du es sagen kannst bzw. magst. Das ist eine sehr gute Erkenntnisübung, als auch mal wieder eine wunderbare Beobachtung des inneren Kommentators.
Was man sät, wird man ernten. Daher mach‘ du den ersten Schritt und sag‘ die Worte den für dich wichtigen Menschen. Was du gibst, kommt tausendfach zurück. Du wirst es sehen. Und sollte sich ein Teil in dir richtig sträuben, es zu sagen, dann beobachte auch das. Warum ist das so? Wozu hälst du die Worte zurück? Was möchtest du vorher bekommen, bevor du sie sagst? Und ist das funktional für eine glückliche Beziehung? Hat dein Partner deine Liebe verdient, auch wenn er die Wäsche nicht richtig wegräumt oder beim Einkaufen dein Lieblingseis vergessen hat? Ist dein Partner es wert, geliebt zu werden? Bist du es wert, geliebt zu werden?
Comments